Doch als Jon Rahm im Jahr 2022 die Gelegenheit erhielt, die Erinnerungsstücke des zweifachen Masters-Siegers Seve Ballesteros zu begutachten – sein Grünes Jackett und einen Putter, den er bei seinem historischen Sieg 1980 benutzt hatte – war die Ehrfurcht spürbar.

"Du bringst mich vielleicht zum Weinen", sagte Rahm, als er den Putter in die Hand nahm. Doch als ihm die Jacke vor die Nase gehalten wurde – "Ist das die echte?", fragte er – starrte Rahm nur auf die Stickerei mit dem Namen von Seve Ballesteros. Eine lange Zeit herrschte bloss Schweigen.

Es war Rahms Hommage an seine spanischen Landsleute, die den Weg in den Profigolfsport geebnet hatten, insbesondere mit ihren Siegen beim Masters – Ballesteros 1980 und 1983, Jose Maria Olazabal 1994 und 1999 und Sergio Garcia 2017.

"Hoffentlich", sagte er an jenem Tag im Jahr 2022, "kann ich meinen Namen dazu schreiben. Ich denke, ich bin bereit dafür."

Ein Jahr später erwies sich Rahm als prophetisch, als der 28-jährige Spanier am Sonntag 30 Löcher in 3 unter spielte, um 2023 einen beeindruckenden Sieg zu erringen. Mit einer 3 unter 69 und einem Gesamtergebnis von 12 unter 276 schloss Rahm das Turnier mit einem Vorsprung von vier Schlägen ab, und das Besondere daran war nicht zu übersehen.

Beide Siege von Ballesteros waren mit vier Schlägen Vorsprung.

Er fühlt sich ebenso geehrt, für immer mit dem ersten Spanier verbunden zu sein, der das Masters gewonnen hat. Ballesteros und Rahm verbinden die auch  die nur 60 Meilen im Norden Spaniens, wo sie herkommen (Pedrena bzw. Barrika). Der letzte von Ballesteros' 50 Siegen auf der European Tour fand 1995 bei den Spanish Open statt, als Rahm sechs Monate alt war und es nur eine zufällige Begegnung zwischen den beiden gab.

"Ich war 12 Jahre alt und zu jung, um zu begreifen, wen ich da traf", erinnerte sich Rahm einmal gegenüber dem Kingdom Magazine. "Es war bei einer Preisverleihung im Baskenland, und Olazabal und Seve waren beide da. Ich wusste, wer Olazabal war, aber ich hatte keine Ahnung, wer Seve war. Ich schüttelte Olazabal die Hand und verpasste es fast, Seve die Hand zu schütteln. Mein Vater hatte fast einen Herzinfarkt, weil ich die Chance fast verpasst hätte! Ich habe ihn nie wieder getroffen, aber ich habe mich inzwischen mit Seves Sohn Javier angefreundet.

Als Ballesteros 2011 im Alter von 54 Jahren verstarb, war Rahm gerade 16 Jahre alt. Aber ihre Siege in Augusta, einschließlich des Sieges an Seves Geburtstag im Jahr 2023, verbinden sie nun auf ewig, und Rahms Verständnis für die Geschichte des Spiels ist unübertroffen. Erwähnen Sie Ballesteros, und Rahm wird Sie schnell daran erinnern, dass er die Tür für alle Europäer geöffnet hat, und die Zahlen belegen das – in den 80er und 90er Jahren gewannen sechs verschiedene Europäer 11 von 20 Green Jackets.

Es wird berichtet, dass der Ryder Cup 1997 in Spanien bei Edorta Rahm, Jons Vater, die Leidenschaft für den Golfsport entfachte. Unter der Führung von Ballesteros holten die Europäer einen überwältigenden Sieg. Ballesteros wurde immer mehr zur Ikone, vor allem in den Augen der stolzen Spanier. Stellen Sie sich also vor, wie es für Jon und Edorta war, als sie am späten Sonntagabend nach dem letztjährigen Sieg schweigend durch das heilige Clubhaus von Augusta National gingen.

"Es ist 1 Uhr nachts, können wir in den Champions Locker Room gehen?", sagte Rahm, nicht wissend, ob seine Frau Kelley oder sein Vater jemals wieder diese Chance haben würden. "Es war eine der besten Erfahrungen, die ich je gemacht habe, die Namen der Leute auf den Schließfächern zu sehen."

Besondere Aufmerksamkeit galt zweifellos den Schließfächern, die bereits drei Spanier erhalten hatten. Dann kam ein bemerkenswertes Ausrufezeichen an diesem Abend.

"Mein Vater und ich gingen auf den Balkon und schauten die Magnolia Lane hinunter", sagte Rahm. "Jemand hat ein Foto von meinem Vater und mir gemacht, wie wir uns unterhalten, ich mit der Jacke an. Es ist eines der besseren Bilder, die wir haben."

Es ist ein schönes Andenken an die Vergangenheit.

Wenn Rahm jedoch seinen Blick auf das richtet, was vor ihm liegt, und alles was war, dann ist es Zeit einen Toast auszusprechen am Champions Dinner am Dienstagabend der Masters-Woche. "Mit all diesen großen Champions sprechen zu können… das ist ziemlich entmutigend. Ich denke, ich werde einfach aus dem Herzen sprechen, und das ist es, was normalerweise die bessere Rede liefert."

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