Die Hüftrotation – das Geheimnis des Golfschwungs
Partager la page
Wer im Hüftbereich beweglich ist, spielt besser Golf. Leidet die Lebensqualität unter Schmerzen in diesem Bereich, kann eine Operation helfen.
Viele Golferinnen und Golfer sind sich oft nicht bewusst, dass die Hüftrotation der heimliche Motor für einen sauberen Golfschwung ist. Damit man beim Ausholen und im Durchschwung richtig drehen kann, braucht es eine gute Innenrotationsbeweglichkeit der Hüfte. Fehlt sie, kann die Hüfte nicht frei rotieren, und man weicht seitlich aus – ein Bewegungsmuster, das im Golf «Sway» genannt wird.
Das vermindert die Stabilität, führt zu übermässiger Belastung der Lendenwirbelsäule und erschwert es, den Schläger präzise an den Ball zu bringen. Typische Folgen sind weniger Power, inkonstante Balltreffer, Slices oder «fette» Schläge. Kurz gesagt: Ohne gute Hüftrotation verliert man Kontrolle und Schlaglänge – und belastet zudem den Rücken unnötig stark.
Die gute Nachricht: Mit gezieltem Beweglichkeitstraining und bewusster Hüftarbeit lässt sich der Sway vermeiden – der Schwung wird stabiler, kraftvoller und konstanter.
Spezifisches Training für mehr Beweglichkeit
Die gesunde Hüfte besitzt als Kugelgelenk einen grossen Bewegungsumfang. Besonders wichtig ist dabei die Rotationsfähigkeit. In der Regel ist die Aussenrotation – also das Drehen des Oberschenkels relativ zum Becken nach aussen – durch Weichteilstrukturen (Kapsel, Muskeln, Sehnen) begrenzt. Sie kann jedoch durch gezieltes Training und Stretching verbessert werden.
Die Fähigkeit, die Hüfte nach innen zu rotieren, variiert auch bei gesunden Gelenken stark. Bei tiefer Beugung wird die Innenrotation durch einen knöchernen Kontakt («Konflikt») zwischen Schenkelhals und Pfannenrand limitiert und lässt sich kaum verbessern. In der typischen Golfposition (rund 30 % Hüftbeugung) ist dies meist noch kein Problem. In der Dynamik des Schwungs hingegen ist die Innenrotation oft eingeschränkt, weil die Muskulatur unzureichend aktiviert wird.
Durch das Lösen der Aussenrotatoren und die korrekte Ansteuerung der innenrotierenden Muskeln lässt sich die Mobilität gezielt verbessern. Eine verminderte Innenrotation in tiefer Beugung kann jedoch Gelenkschäden begünstigen und gilt als Arthroserisiko – häufig spürbar als Leistenschmerz.
Es gibt verschiedene anatomische Faktoren, die die Innenrotation einschränken können (man spricht von einem «Hüft-Impingement»):
- Die Taillierung des Übergangs vom Oberschenkelkopf (Kugel) zum Schenkelhals kann vermindert oder abgeflacht sein. Statt einer Taillierung kann sich eine Vorwölbung («Cam») bilden. Diese Deformität führt bei Innenrotation und Hüftbeugung zu erhöhtem Druck im Gelenk.
- Der Oberschenkelkopf kann bei einer sehr tiefen Hüftpfanne übermässig eingefasst sein, was die Beweglichkeit ebenfalls stark einschränkt.
- Eine fehlende Torsion des Oberschenkels: Normalerweise ist der Schenkelhals beim Stehen um etwa 15° nach vorne gedreht. Fehlt diese Verdrehung, stösst der Schenkelhals schon bei geringer Innenrotation an den vorderen Pfannenrand, wodurch der Bewegungsumfang reduziert wird.
Solche Deformitäten können grundsätzlich chirurgisch korrigiert werden, was jedoch aufwändige Eingriffe sind. Sie werden nur bei entsprechendem Leidensdruck, meist bei jüngeren Patientinnen und Patienten unter 40 Jahren, in Betracht gezogen – und nur, solange das Gelenk noch keine fortgeschrittenen Schäden aufweist.
Das künstliche Hüftgelenk als Lösung
Setzt die Arthrose erst einmal ein, nimmt die Beweglichkeit in alle Richtungen ab. Häufig zeigen sich erste Probleme beim Schuhe binden. Bei entsprechenden Schmerzen und funktionellen Einschränkungen bleibt häufig nur der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks.
Die Indikation ergibt sich dabei aus der Lebensqualität – ein Eingriff drängt sich aus chirurgischer Sicht selten unmittelbar auf. Nach der Implantation bildet sich eine feste Kapsel um das künstliche Gelenk, die einerseits Stabilität bietet, andererseits die Beweglichkeit leicht einschränken kann. Dies fällt den meisten Patientinnen und Patienten jedoch kaum auf und ist in der Regel nicht störend – kann aber dennoch einen Einfluss auf den Golfschwung haben.
André Bossert weist auf zwei sinnvolle Anpassungen hin, um bei eingeschränkter Innenrotation der hinteren Hüfte («Trail-Hüfte») einen Sway zu vermeiden – beim Rechtshänder:
- Den rechten Fuss leicht (10–30 %) nach aussen drehen; so benötigt die rechte Hüfte im Rückschwung weniger Innenrotation.
- Die linke Ferse im Rückschwung minimal anheben; das schafft mehr Raum für die Hüftdrehung.
Übungen
Sitzend Hüft-Innenrotations-Mobilisation
Ausgangsstellung: Sitzend, Hände hinten aufgestützt. Ausführung: Rechts Knie nach innen bewegen, bis das Knie den Boden berührt – linkes Knie bleibt aufgestellt; im Wechsel rechts und links. Achtung: Mit dem Gesäss möglichst lange auf dem Boden bleiben. Ziel: Verbesserung der Beweglichkeit im Hüftgelenk in die Innenrotation.
Hüft-Innenrotationin der Standposition
Ausgangsstellung: Schrittstellung Oberkörper in leichter Vorlage, Hände mit kleinen Hanteln (1–3 kg) vor dem Körper. Ausführung: Drehen zum vorderen Bein, in der Rotationsstellung Arme ausstrecken und zurück zum Körper, zurückdrehen zur Ausgangsstellung. Achtung: Oberkörper bleibt in leichter Neigung, vorderer Fuss gerade, damit eine Hüft-Innenrotation vom Becken gegenüber dem Oberschenkelkopf möglich ist. Ziel: Verbesserung der Hüft-Innenrotation in der Golfposition und Verbesserung der Körperstabilität bei der Körperrotation.
Bossy Tip: Füsse-zusammen-Drill
Stellen Sie sich mit geschlossenen Füssen hin und machen Sie ruhige Halb- oder Dreiviertelschwünge. Durch die schmale Basis werden Sie gezwungen, sich um Ihre Wirbelsäule zu drehen, anstatt seitlich zu rutschen. Dies fördert eine bessere Rotation, Balance und zentrierten Ballkontakt.
Autor – PD Dr. med. François Porchet Leiter Golf Medical Center, Senior Consultant Wirbelsäulenchirurgie
Co-Autor – Dr. med. Stefan Preiss Leiter Golf Medical Center, Chefarzt Kniechirurgie
Co-Autorin – Gabi Tobler, Head Instructor Albatros Training, Elite Fitness Coach Swiss Golf
Co-Autor – André Bossert, Playing Pro, Experte des Golf Medical Center