Patrick Reed: US-Fans waren beim Ryder Cup peinlich
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Patrick Reed ruht selten. Selbst als der Ryder Cup vor wenigen Wochen stattfand, war der einst als «Captain America» bezeichnete Amerikaner auf der Driving Range oder bereits auf dem Weg zum nächsten Turnier.
Nach einem Abstecher auf die Philippinen für ein International-Series-Event steht Reed nun in Fanling, um beim LINK Hong Open den Titel zu verteidigen, den er im Vorjahr mit einer 59 gewonnen hatte. Nächste Woche folgen die Playoffs der DP World Tour im Nahen Osten, wo Reed seine Saison mit dem 31. Start abschliessen wird. Im Gespräch am 18. Grün des Hong Kong Golf Club sprach der Masters-Champion über den Ryder Cup, seine Zukunft bei LIV Golf und die Probleme mit belästigenden Fans.
Auf die Frage, ob er den Ryder Cup verfolgt habe, meinte Reed, er habe nur wenig gesehen. «Ich war am Freitagmorgen kurz dran, aber ich war draussen beim Üben und flog am Samstag nach Schottland für das Dunhill-Turnier. Am Sonntag habe ich gar nicht mehr eingeschaltet, weil ich dachte, das wird sowieso eine klare Sache.» Erst auf dem Weg vom Flughafen in Edinburgh habe er die Resultate gesehen: «Ich war schockiert. Golf ist eben ein komisches Spiel – du hast es an einem Tag und am nächsten ist es weg. Das liebe ich daran.»
Dass er nicht Teil des US-Teams war, bedauert Reed: «Ich glaube, ich hätte dem Team wirklich helfen können. Ich wäre eine grosse Verstärkung gewesen. Ich hatte mehrere Gespräche mit Keegan Bradley, er war ehrlich mit mir, und ich wusste, dass es ein steiniger Weg wird. Am Ende hat er eine andere Richtung gewählt – das ist seine Entscheidung.»
Wer der nächste US-Captain werden solle, wisse er nicht. «Das war ja schon überraschend mit Keegan. Aber er hat einen soliden Job gemacht. Ganz ehrlich, es hätte keine Rolle gespielt, wen man Freitag oder Samstag aufstellt – das europäische Team war von oben bis unten so stark, das wäre schwer zu schlagen gewesen.»
Über seine Zukunft bei LIV Golf sagt Reed: «Wir sind gerade dabei, einen neuen Vertrag auszuhandeln. Ich bin sehr gerne bei LIV, es ist ein grossartiger Ort, ein spannendes neues Format mit Teamcharakter. Ich will weltweit spielen und das Spiel global wachsen lassen, und LIV ermöglicht genau das.»
Auch auf der DP World Tour bleibt er aktiv. «Ich bin Vollmitglied und Ehrenmitglied auf Lebenszeit. Ich spiele nächste Woche in Abu Dhabi und danach in Dubai – das sind dann zehn Turniere auf der Tour in diesem Jahr. Ich habe immer gerne unterstützt, auch schon zu PGA-Zeiten. Die Fans dort sind witzig, ihre Gesänge sind manchmal frech, aber oft so kreativ, dass man lachen muss.» Reed hofft, dass die verschiedenen Touren bald eine Einigung finden: «Am Ende wollen die Fans einfach die besten Spieler gemeinsam sehen. Das sollte wieder möglich werden.»
Er sei überzeugt, dass es einen Weg dahin gebe: «Alle müssen ihre Egos etwas zurücknehmen und die Spieler einfach spielen lassen. Wir haben grossartige Führungspersönlichkeiten, Scott O’Neill bei LIV, Guy Kinnings bei der DP – ich kenne ihn gut, er war früher mein Agent. Ich denke, sie werden eine Lösung finden. Ich konzentriere mich darauf, dort zu spielen, wo man mich spielen lässt.»
Seit seinem Masters-Sieg habe er drei Top-Ten-Ergebnisse erzielt, und er glaubt weiter an einen zweiten grünen Blazer: «Das Ziel ist der Karriere-Grand-Slam. Ich spiele gut genug, um wieder zu gewinnen. Es braucht nur ein oder zwei Schläge mehr Glück, und du hast wieder einen Titel.»
Auf die Anfeindungen gegen seine Familie angesprochen, zeigte sich Reed betroffen: «Als Vater ist das schwer. Meine Kinder haben das nicht verdient, meine Familie auch nicht. Die Welt ist heute so negativ, alle wollen andere runterziehen statt sie aufzubauen. Ich sage meinen Kindern: Bleibt positiv, tut das Richtige – mehr kann man nicht tun. Man kann es nie allen recht machen, sonst wird man unglücklich. Die vielen psychischen Probleme und Suizide, die aus dieser verbalen Gewalt entstehen, sind einfach schockierend.»
Reed kritisiert das Verhalten mancher Fans: «Wenn wir nicht auf einem Golfplatz wären und jemand würde solche Dinge sagen, würde er flach auf dem Rücken liegen. Aber sie glauben, sie können alles sagen. Das ist ein Problem. Man muss Leute zur Verantwortung ziehen.» Besonders die Szenen in New York seien für ihn beschämend gewesen: «Das war unangebracht. Als Amerikaner ist mir das peinlich. So verhält man sich nicht, so spricht man nicht. Golf ist ein Gentleman-Sport, und was da passiert ist, war einfach widerlich.»
Photo by Stuart Franklin/Getty Images
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